Tierarztfutter – Spezialnahrung oder doch nur schön verpacktes Problem?
- Beate Eimers
- 13. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juli
Wenn das Spezialfutter zum Problem wird – und nicht zur Lösung
Du sitzt beim Tierarzt, dein Hund hat ständig Durchfall oder deine Katze kratzt sich blutig – und dann kommt der Vorschlag: „Wir stellen mal auf Diätfutter um. Das hilft!"
Klingt logisch. Klingt vertrauensvoll. Klingt nach Lösung. Aber weißt du was? Genau da fängt das eigentliche Problem oft erst an.
Ich sag das nicht, weil ich stänkern will – sondern weil ich’s immer wieder sehe. Tiere, die mit einem Symptom kommen – und mit einem medizinisch klingenden Trockenfutter wieder rausgehen. Verpackt wie Medizin. Vermarktet wie ein Wunder. Und dabei ist es oft alles andere als artgerecht.

Die bittere Wahrheit über Tierarztfutter
Gerade bei Erkrankungen wie Nieren-, Leber- oder Hautproblemen vertraut man auf die Empfehlung vom Tierarzt – und kauft teures „Spezialfutter“ direkt in der Praxis. Doch die meisten dieser Futtermittel sind nicht hochwertig, nicht artgerecht – und lösen das Problem meist nicht dauerhaft.
Was stattdessen drin ist? Reis, Mais, Kartoffeln, Soja, billige Füllstoffe, jede Menge Stärke – und meist kaum Fleisch in guter Qualität. Dazu kommen oft künstliche Vitamine, Aromen, Konservierungsmittel und andere Zusatzstoffe. Das klingt nicht nach Ernährung – sondern nach industrieller Resteverwertung mit hübschem Etikett.
Die üblichen Verdächtigen im weißen Kittel – und was wirklich drin steckt
🔹 Royal Canin (gehört zu Mars Inc.)
Beispiel 1: „Gastrointestinal“ (für empfindliche Verdauung bei Hunden)
Zutaten: Reis, tierisches Fett, Mais, getrocknetes Schweineprotein, Zellulose, Rübenschnitzel...
👉 Kritikpunkt 1: Kein hochwertiges Muskelfleisch – sondern isoliertes Proteinpulver und Pflanzenreste.
👉 Kritikpunkt 2: Viel Stärke, kaum Ballaststoffe – für einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt ungeeignet.
Beispiel 2: „Renal“ (bei Nierenproblemen)
Zutaten: Mais, tierische Fette, Reis, hydrolysiertes tierisches Protein...
👉 Kritikpunkt 1: Mais als Hauptzutat bei einem nierenkranken Fleischfresser – das ist widersinnig.👉 Kritikpunkt 2: „Hydrolysiertes Protein“ – also stark verarbeitet, potenziell allergen, schlecht verdaulich.
🔹 Hill’s Prescription Diet (gehört zu Colgate-Palmolive)
Beispiel 1: „k/d Nierendiät“
Zutaten: Mais, Weizengluten, tierisches Fett, Sojaprotein-Isolat...
👉 Kritikpunkt 1: Kaum tierisches Eiweiß, dafür pflanzliches Billigprotein – für Fleischfresser ungeeignet.
👉 Kritikpunkt 2: Weizen, Mais und Soja gelten als häufige Allergieauslöser.
Beispiel 2: „z/d Ultra“ (bei Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten)
Zutaten: Maisstärke, hydrolysiertes Hühnerleberprotein, Cellulose...
👉 Kritikpunkt 1: Hauptzutat ist reine Stärke – das hat null Nährwert für Fleischfresser.
👉 Kritikpunkt 2: Kaum nachvollziehbare Deklaration, vage Begriffe wie „hydrolysiert“ verschleiern den Inhalt.
🔹 Eukanuba Veterinary Diets (gehört zu Spectrum Brands)
Beispiel 1: „Dermatosis“ (bei Hautproblemen)
Zutaten: Mais, Fischmehl, Rübenfasern, Fischöl...
👉 Kritikpunkt 1: Viel Getreide, kaum frisches Fleisch – kein Beitrag zur Hautregeneration.
👉 Kritikpunkt 2: Fischmehl ist oft oxidiert und liefert minderwertige Eiweißqualität.
Beispiel 2: „Intestinal“ (bei Magen-Darm-Problemen)Zutaten: Getreide, Tierfette, Cellulose, Hefe...
👉 Kritikpunkt 1: Zellulose ist unverdaulich – bringt keine echte Nährstoffversorgung.
👉 Kritikpunkt 2: Tierfett, aber ohne Herkunft – das sagt nichts über Qualität oder Verträglichkeit.
🔹 Vet Concept (deutscher Hersteller, oft in Praxen empfohlen)
Beispiel 1: „Hypoallergen Pferd & Kartoffel“
Zutaten: Kartoffeln, Pferdefleischmehl, pflanzliche Nebenerzeugnisse...
👉 Kritikpunkt 1: Pferdefleisch nur als „Mehl“ – kein Frischfleisch.
👉 Kritikpunkt 2: „Pflanzliche Nebenerzeugnisse“ – nicht näher definiert, das kann alles Mögliche sein.
Beispiel 2: „Nieren & Leber“
Zutaten: Mais, Geflügelfleischmehl, Reis, Leinsaat, Zellulose...
👉 Kritikpunkt 1: Hauptzutat ist wieder Mais – keine sinnvolle Ernährung für kranke Organe.
👉 Kritikpunkt 2: Deklaration wirkt auf den ersten Blick „gesund“, ist aber kaum transparent.
Was viele nicht wissen: Tierärzte lernen kaum etwas über Fütterung
Im Tiermedizinstudium steht Ernährung nicht im Fokus. Futtermittelkunde ist maximal ein Randthema.
Nach dem Studium übernehmen die Konzerne das „Wissen“ – mit gesponserten Fortbildungen, Gratisproben und verkaufsorientiertem Schulungsmaterial.
Viele Tierärzte kennen nur das, was von Konzernen geliefert wird – und das wird dann natürlich auch empfohlen.
Kliniknetzwerke: Wer dein Tier behandelt – und wer daran verdient
Früher war alles persönlicher. Der Tierarzt um die Ecke kannte dich, dein Tier und war selbstständig. Heute gehört ein Großteil der Tierarztpraxen großen Kliniknetzwerken – mit klarem Ziel: Profitmaximierung.
Beispiele für große Klinik-Ketten:
AniCura – gehört zu Mars Inc. (ja, derselbe Konzern wie Royal Canin, Whiskas, Pedigree etc.)
IVC Evidensia – europaweit tätig, Nestlé beteiligt (Purina, Felix, Pro Plan)
Altano Group – spezialisiert auf Pferdekliniken, im Besitz von Investoren
SMARTVET / Medivet Group
Veternicum, Tierarzt Plus, Vetgruppen Deutschland
Die Namen klingen harmlos – doch im Hintergrund sitzen Investoren, nicht Tierliebhaber.
Alles aus einer Hand – und das ist das Problem
Was das bedeutet?
Der Konzern besitzt die Klinik, produziert das Futter, liefert die Medikamente –
und empfiehlt dir genau das, was seinen Umsatz steigert.
Konkrete Verflechtungen:
Mars Inc.: Kliniknetz (AniCura), Futtermittel (Royal Canin, Pedigree, Cesar, Chappi...)
Nestlé: Beteiligung an IVC Evidensia, dazu Futtermittel wie Purina, Pro Plan, Felix usw.
Colgate-Palmolive: Besitzer von Hill’s (Prescription Diet)
Pharma-Konzerne wie Zoetis, Elanco, Virbac: liefern Medikamente direkt in die Kliniksysteme
Du denkst, du bekommst eine unabhängige Empfehlung – in Wahrheit greifst du in dasselbe Konzernregal.
Und hilft das Futter wenigstens?
Leider oft nein.
Die Symptome werden vielleicht kurzfristig besser – aber die Ursache bleibt. Oder verlagert sich.Juckreiz wird zu Ohrenentzündung. Durchfall zur Bauchspeicheldrüsenproblematik. Und so weiter.
Warum? Weil diese Nahrung nicht heilt – sondern oft weiter belastet: mit schlechter Eiweißqualität, viel Stärke, und wenig Bioverfügbarkeit.
Mein Tipp für dich
Lass dich nicht täuschen – von schicken Verpackungen, medizinisch klingenden Begriffen
oder „Vet only“-Logos.
📌 Lies das Etikett!📌 Frag dich:
Was ist wirklich drin?
Wie viel echtes Fleisch?
Woher kommt es?
Wer verdient daran?
Echte Ernährung hilft bei Heilung – Industrieprodukte oft nicht.
Warum ich das alles schreibe?
Weil ich zu viele Tiere leiden sehe – unnötig. Weil ich weiß, wie schwer es ist, das Richtige zu finden. Und weil ich möchte, dass du dich traust zu hinterfragen – auch dann, wenn der Tierarzt überzeugt wirkt.
Wenn du wissen willst, welche Marken wirklich unabhängig sind, wie artgerechte Ernährung aussieht oder welches Futter zu deinem Tier passt – sprich mich an. Ich helfe dir, Klarheit zu bekommen.
Denn du hast kein „Haustier“. Du hast ein Familienmitglied. Und das verdient mehr als ein Schönversprechen in Tütenform. ❤️🐾
Wenn dir dieser Beitrag gefällt, teile ihn gern mit anderen Tierfreunden. Je mehr Menschen anfangen, kritisch hinzuschauen – desto mehr Tiere werden endlich wieder natürlich, gesund und artgerecht ernährt.



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